Mit Respekt und Dankbarkeit gedenken wir der Weisen Maria Mies

Die ökofeministische Theoretikerin und aktivistische Schriftstellerin Maria Mies ist am 16. Mai 2023 im Alter von 92 Jahren in Köln, Deutschland, von uns gegangen.

 

Maria Mies, die mit ihren Thesen zum Ökofeminismus einen wichtigen Beitrag zur Perspektive der Frauenkämpfe in der ganzen Welt geleistet hat, war eine Quelle der Inspiration sowohl für die feministische Bewegung in Deutschland als auch für die Frauenbefreiungsbewegung in Kurdistan. Maria Mies hat nicht nur als Theoretikerin, sondern auch als Aktivistin einen wichtigen und energischen Platz im Kampf für die Befreiung der Frau und den Kampf für Ökologie in der ganzen Welt eingenommen.

 

In ihrem klassischen Werk «Patriarchy and Accumulation on a World Scale» («Patriarchat und Akkumulation im globalen Maßstab»), in dem sie die gesellschaftlichen Ursprünge der geschlechtlichen Arbeitsteilung untersucht, setzte sich Maria Mies kritisch mit der neuen internationalen Arbeitsteilung und der Rolle auseinander, die Frauen als Produzentinnen und Konsumentinnen gezwungen sind einzunehmen, sowie mit der allgemeinen Geschichte der Prozesse der Kolonisierung und «Domestizierung» und begründete damit die grundlegende Kampfperspektive der Frauenbewegungen. Maria Mies schuf in ihren Werken nicht nur eine Klage, die sich auf die Geschichten der Opfer stützt, sondern auch eine Sprache der Aktion, wie Frauen sich gegen frauenfeindliche Politiken gewehrt haben und wehren müssen. In ihrem Buch «Frauen, die letzte Kolonie», das als Nachttischbuch für Frauen zu einem Klassiker geworden ist, stellte sie fest, dass «die Frauen die ersten waren, die kolonisiert wurden». Mit dieser These hat Maria Mies eine wichtige Denk- und Handlungstheorie für alle ökologischen, feministischen und sozialen Bewegungen beigesteuert, indem sie feststellte, dass die Kolonisierung der Frauen und die Kolonisierung der Natur zur gleichen Zeit begannen.

 

Der Vordenker der Freiheitsbewegung Kurdistans, Abdullah Öcalan, bezeichnete, inspiriert von dieser Beobachtung, die Frauen als die «erste und letzte Kolonie».

 

Als Jineolojî-Akademie sind wir Maria Mies gegenüber dankbar, dafür dass sie das verborgene Wissen und die unsichtbare Arbeit der Frauen aufgedeckt und den Vorhang der Geschichte gelüftet hat. Als wir sie 2014 anlässlich der Jineolojî-Konferenz trafen, erklärte sie, sie sei «sehr bewegt und stolz zu sehen, dass es Frauen gibt, die die Hoffnung, die sie in ihrer Jugend mit der gleichen Illusion genährt hat, am Leben erhalten, und dass diese Frauen den Kampf für die Freiheit multiplizieren und stärken.»

 

Maria Mies hat mit ihrer intellektuellen und praktischen Arbeit, dem von ihr offenbarten Wissen der Frauen und ihren Thesen, die zum Kampf für die Befreiung der Frau beitrugen, neue Wege eröffnet. Wir werden auch weiterhin, auf den Spuren von Maria Mies und vielen Anderen Frauen das Wissen der Frauen offenlegen und dieses Bestreben auf dem von ihr geebneten Weg vertiefen.

 

Als Jineolojî-Akademie und als Jineolojî-Zentrum Europas trauern wir zutiefst um Maria Mies und gedenken ihrer mit Respekt, Zuneigung und Dankbarkeit.

 

Die Jineolojî-Akademie und das Jineolojî-Zentrum Europas

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