Quelle der Jineolojî sind unser Leben und unsere Berge

Dieser Brief wurde in der Broschüre zum Jineolojî-Camp in Deutschland 2019 abgedruckt, die vor Kurzem erschienen ist.

Um ihre Gedanken und Nachforschungen zu Inhalten und Methoden der Jineolojî zu teilen, schrieb Hêlîn Murat (Nurten Kılıçarslan) einen ausführlichen Brief an den Vorstand der Jineolojî Akademie. Ihre Er­kenntnisse und angewandten Methoden stellen eine Bereicherung und wichtige Inspirationsquelle dar.

Hêlîn Murat wurde im Dorf Harçik in der Region Dersim geboren. 25 Jahre ihres Lebens widmete sie mit Enthusiasmus, Liebe und Feinge­spür dem Freiheitskampf. Im März 2017 verlor sie ihr Leben bei einem Luftangriff der türkischen Armee auf die Medya Verteidigungsgebiete in Südkurdistan. Sie war zu diesem Zeitpunkt Kommandantin der Frauen­guerilla YJA-Star.

Ein Jahr zuvor hatte sie geschrieben:

Zuallererst sende ich meine lieben Grüße. Ich schreibe diesen Text vom Berg Cîlo. Es ist bedeutsam, Euch von den Ausläufern der Zagros-Berge zu schreiben, da wo die Göttinnen thronten. Als ich am Cîlo ankam, er­reichte mich auch die von Euch geschickte Notiz. Aufgrund der intensi­ven Kriegsphase konnte ich den gewünschten Artikel nicht schreiben. Ich habe es auf den Winter verschoben. Wenn es die Bedingungen er­lauben, nehme ich mir immer vor zu schreiben. So konnte ich in diesem Winter einige Artikel schreiben. Es ist die Aufgabe und Verantwortung von uns, zu den Jineolojî-Arbeiten einen Beitrag zu leisten. Mein Ziel ist es, die Realität der Frau, einige Gedanken zu unserer Geschichte und zu den angewandten Methoden, mit Euch zu teilen. Da ich mit begrenzter Zeit schreibe, konnte ich nicht umfassend schreiben. Anstatt gar nicht zu schreiben, habe mich entschlossen, nun meine Ansichten trotz Unzu­länglichkeiten aufzuschreiben.

In den Gebieten, wo ich mich seit längerer Zeit aufhalte, halte ich Vor­träge zum gesellschaftlichen Sexismus und zur Frauengeschichte. Trotz aller Mängel hat sich eine gewisse Vertiefung ergeben. Diese möchte ich nun darlegen. Mit dem Halten der Vorträge merke ich, dass ich gleichzeitig auch viel hinzugewonnen habe und sich das Bewusstsein und der Erfahrungsschatz vertieft haben. Mein Interesse und meine Su­che bezüglich der Realität der Frau haben sich immer mehr vertieft. Ich habe gesehen und gefühlt, wie wichtig es ist, die Gedanken von Abdul­lah Öcalan, der viel Mühen und Anstrengungen für uns Frauen gab, ge­wissenhaft zu studieren und zu verfolgen. Unser Wegbereiter Apo hat die Jineolojî als Wissenschaft der Frau auf einer stabilen Grundlage ent­wickelt. Doch ich muss mit Bedauern feststellen, dass unsere grundle­gende und nicht zu akzeptierende Schwäche ist, die Bemühungen von Abdullah Öcalan nicht genügend zu verstehen, zu thematisieren und in die Praxis einfließen zu lassen. Es ist unsere Aufgabe, kontinuierlich zu verfolgen und zu verinnerlichen, wie Abdullah Öcalan die Identität der freien Frau schuf und wie er dafür kämpfte.

Ich möchte betonen, dass ich in der PKK die Seminare zur Geschichte der Frauenbefreiung immer im Gedenken an die Freundin Sara (Sakine Cansız) halte. In den Kandil-Bergen in Kalatuka, hatten wir in einem Wintercamp zusammen mit der Freundin Sara den Vortrag zur Frauen­geschichte gehalten. Bei der ersten Planung sollte ich den Vortrag hal­ten. Als ich damals die Freundin Sara, die sich im Kandilgebirge auf­hielt, um Unterstützung bat, sagte sie: „Ja, sage mir wann und ich werde bereit sein“. Ich war sehr beeindruckt als sie mit Begeisterung unsere Frauengeschichte vortrug. In der unter der Erde gebauten Schule fokus­sierte sich die Aufmerksamkeit aller Freundinnen und Freunde auf die Freundin Sara. Aus dem Vortrag der Freundin Sara zog ich wichtige Lehren. Von einer Freundin diese Geschichte zu hören, die sich in der Phase der ersten Gruppe angeschlossen hatte, gab mir das Gefühl, einen historischen Moment und Chance zu erleben. Es war ein interessanter Zufall, dass ich in denselben Tagen den ersten Band ihres Buches „Mein ganzes Leben war ein Kampf“ gelesen hatte, welches ich seit Jahren suchte. Über dieses Buch führten wir sehr schöne Dialoge mit Heval Sara. Ich hatte eine wichtige Grundlage gewonnen.

Nach diesen Tagen begann für mich beim Punkt der Frauenrealität eine neue Phase. Ich hatte von nun an ein stärkeres Selbstvertrauen. Ich habe seitdem mit großer Begeisterung versucht, die Seminare zur Frauenge­schichte vorzutragen. Dadurch wurde meine Suche stärker. In unserer Geschichte ist es nicht von Belang, einige Phasen erlebt zu haben oder nicht, oder an einem Ort physisch gewesen zu sein oder nicht. Es ist be­kannt, dass der Mensch aufgrund seiner Fähigkeit, physische Grenzen zu überwinden und das Leben mit seinen Gedanken und Gefühlen ganzheit­lich aufzufassen, in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft springen kann. Das Wichtige ist es, aus unserem Erbe wichtige Lehren zu ziehen, ständig konzentriert zu sein und Werte zu schaffen. Leider konnte ich sehen, wie oberflächlich ich mich immer noch dem Ansatz unseres Vor­denkers Apo gegenüber der Frau angenähert habe. Das Thema ist viel tiefer, als wir denken und wir stehen noch am Anfang. Ich denke, dass das von der Freundin Sara verfasste Buch einen grundlegenden Rahmen für unsere Vorträge zur Frauenfreiheit darstellt. Deshalb ist es wichtig, dass Abdullah Öcalan die Freundin Sara dazu aufforderte, dieses Buch zu schreiben. Ich versuche auf dieser Grundlage, die Vorträge zur Frau­engeschichte zu thematisieren. An diesem Punkt ist es offensichtlich, die beiden Frauentypen als zwei unterschiedliche Linien aufzugreifen, die sich in der ersten Gruppenphase anschlossen; Fatma1 und Sara. Während Fatma der Frauentyp ist, der auf die traditionelle Frau beharrt, hat der ideologische Kampf unseres Vordenkers, seine Analyse und Lö­sung des großen historischen Frauenwiderspruchs, immer mehr in der Persönlichkeit von Sara Leben gefunden. Deshalb erklärte der Vorden­ker Apo: „Der Kampf von Sakine ist die Freiheit der Frau“. Die Freun­din Sara drückt in der PKK die sich befreiende Frauenpersönlichkeit aus. Deshalb müssen wir in unserer Frauengeschichte die Freundin Sara sehr stark thematisieren.

Ein anderer Punkt ist es, in den Gebieten, in denen ich mich aufhalte, unser Erbe der Entstehung der Frauenguerilla sichtbar zu machen. Ich kann sagen, dass ich immer auf der Suche nach gesellschaftlichen, his­torischen Spuren der Frauenkultur in diesen Gebieten bin. Ich bemühe mich, die Mühen der gefallenen Freundinnen sichtbar zu machen und diese den neuen Freundinnen und Freunden bewusst zu machen. Wir haben ein unglaubliches Erbe. Es ist von großer Bedeutung, dies sicht­bar zu machen, zu thematisieren und zu aktualisieren.

Guerilla-Leben als Bildung

Wenn die Themen Frauengeschichte, gesellschaftlicher Sexismus und der Geschlechterkampf auf einer starken ideologischen Basis vorgetra­gen werden, führen sie zu wichtigen Ergebnissen. Das gilt für Frauen und Männer. Wenn unsere Bildungsmethoden richtig angewandt wer­den, können sich die neuen Freundinnen und Freunde sehr schnell ent­wickeln. Das Leben auf den Bergen bietet die größte Grundlage dafür, sich selbst neu zu schaffen.

Deshalb ist es immer wichtig hervorzuheben, dass das Guerilla-Leben an sich schon eine Bildung darstellt. Es ist sehr wichtig, dies als eine große Basis für die Schaffung der freien Frauenpersönlichkeit zu be­werten. Die positiven und negativen Seiten in der Praxis in der klaren Realität zu analysieren, Lehren daraus zu ziehen und auf dieser Grund­lage unsere Persönlichkeiten zu befreien, ist bedeutend. Seitdem ich zum Berg Cîlo gekommen bin, dauern meine Auseinandersetzungen zu diesem Thema weiter an. Der Mensch kann eine Vielzahl von Wahrhei­ten begreifen, wenn wir an unseren Aufenthaltsorten das Leben sorgfäl­tiger beobachten und produktive Dialogen mit unseren Genossinnen und Genossen führen.

In den letzten Jahren hat sich mein Geschichtsbewusstsein sehr viel weiterentwickelt. Ich verstehe jeden Tag mehr, dass es für eine richtige Beteiligung am revolutionären Kampf nötig ist, sich ständig von der historisch-gesellschaftlichen Wurzel und den vom Widerstand geschaf­fenen Werten zu nähren. Die eigentliche Quelle der Jineolojî sind selbstverständlich unsere Berge. In dieser Hinsicht ist es von großer Be­deutung, die Entstehung der Frauenguerilla sichtbar zu machen und zu systematisieren.

Ein weiteres Thema ist, dass mit der Vertiefung in die kurdische Spra­che und der täglichen Auseinandersetzung mit kurdischen Begriffen, wichtige Wahrheiten gefunden werden können. Ich versuche dies soweit es geht zusammenzufassen. Ich habe es in einigen Artikeln zum Aus­druck gebracht. In meinen Vorträgen thematisiere ich das ständig. Kur­disch ist eine reiche Sprache. Zu diesem Thema lassen sich viele Um­fragen machen. Die Jineolojî kann mit einer Auseinandersetzung über die kurdische Sprache und kurdische Kultur viele Wahrheiten auf­decken. Ich habe viele Informationen zur neolithischen Kultur und Ge­schichte Kurdistans von FreundInnen, Menschen, HirtInnen, Schmugg­lern, Jägern, HeilerInnen, älteren Menschen, KräuterpflückerInnen usw. kennengelernt, denen ich auf den Bergen begegnet bin. Ich habe manch­mal meinen Weg um Stunden verlängert, um von der Weisheit eines/r HirtIn etwas lernen. Bei kurdischen Menschen, insbesondere bei denen, die wie wir auf den Bergen leben, gibt es viele Weise unter den alten Menschen in den Dörfern. Es ist wichtig, dies zu thematisieren. Ich den­ke, dass ich diesen Menschen aus der alten Welt, wie ich sie nenne, zu­hören muss und von ihren Lebenserfahrungen und Weisheiten etwas mitnehmen muss. Gleichzeitig stellt jede/r, der/die sich aus den vier Tei­len Kurdistans der Freiheitsbewegung zugewandt hat, jede Freundin und jeder Freund, eine große Wahrheit dar. Mit produktiven Dialogen lassen sich viele Informationen zu den Spuren der neolithischen Kultur finden. Ich habe diese Methode in der vergangenen Phase viel genutzt. Es war sehr produktiv. Das gilt auch für unsere Frauengeschichte. Es ist insbesondere wichtig, Informationen von älteren und erfahrenen Freun­dinnen und Freunden über ihre Erlebnissen zusammenzutragen. In der Vergangenheit haben wir dies nicht ausreichend getan. Doch dieser Mangel kann überwunden werden.

Frauen- und Männeridentitäten im Neolithikum

Ein weiteres Thema ist, dass wir bei den Vorträgen zur Frauengeschich­te die neolithische Phase mehr mit der Gegenwart verbinden sollten und zur Grundlage unserer gesellschaftlichen Analyse machen müssen. Wenn wir von der neolithischen Phase sprechen, reicht es nicht aus, nur über die Rolle der Frau zu sprechen. Das ist zu eng gefasst. Die gesell­schaftliche Realität, Mentalität und Kultur, die durch die Vorreiterrolle der Frau geschaffen wurden, sowie die Werte und Lebensprinzipien, die dadurch in den Persönlichkeiten der Frauen und Männer entstanden sind, müssen in Verbindung zur Gegenwart konkretisiert werden. So wie es wichtig ist, im Rahmen des gesellschaftlichen Sexismus den Sta­tus des herrschenden Mannes und der versklavten Frau unter die Lupe zu nehmen, so sehr ist es auch wichtig, die Realität der freien Frau und des freien Mannes auf die historische gesellschaftliche Realität (neoli­thische Gesellschaft) zu stützen und sich im Bereich der Lösungsfin­dung zu vertiefen. Eine Erzählung, die sich auf Zeit und Raum, auf ideologische Erfahrung und Geschichte stützt, kann wichtige Folgen mit sich bringen.

Ich möchte an diesem Punkt die Ergebnisse aus der Auseinandersetzung mit einem Begriff mitteilen. In Dersim, wo ich geboren wurde, wird im Dialekt Kirmancki der Mann als «camêrd» bezeichnet. Das löste in mir eine lange Zeit Widersprüche aus. Wie wir wissen, ist der seit 5000 Jahren existierende Mann der herrschende Mann und wird im Kurdi­schen als «zilam» bezeichnet. Vielleicht hat keine andere Sprache so stark wie das Kurdische zum Ausdruck gebracht, dass diese Bezeichnung von dem Begriff Grausamkeit «zilm» herstammt. Doch dort, wo ich ge­boren wurde, wird der Mann nicht als «zilam» bezeichnet. Es war ein großes Fragezeichen für mich, warum «camêrd» gesagt wurde. Warum wurde nicht das Wort «zilam» benutzt, was die 5000-jährige herrschen­de Kultur der Männer zum Ausdruck bringt, sondern «camêrd»? Denn, wenn man von männlicher Persönlichkeit spricht, kommt einem sein herrschender-hegemonialer Charakter in den Sinn. Männlichkeit ist gleich herrschender Mann. Die 5000-jährige sexistische Geschichte hat solch eine männliche «zilam»-Realität begründet. Ich konnte dies nicht mehr verstehen. Denn «camêrd» bedeutet gegenteilig großzügiger, tap­ferer Mann. Mit einem Männertyp konfrontiert zu sein, welcher weit von der Männerpersönlichkeit war, die wir immer kritisierten, beschäf­tigte mich. Es war mir sogar sehr unangenehm. Nachdem mir in den Sinn kam, dass Abdullah Öcalan erklärt hatte, dass der Dialekt Kirman­cki-Zazakî der älteste kurdische Dialekt ist und dem Hurritischen2 nahe ist, kam mir die Einsicht zu der Realität von «camêrd». Ich habe mich weiter auf die Suche nach dem Begriff «camêrd» begeben. Ich habe ge­sehen, dass an vielen Orten Kurdistans neben den Begriffen «zilam», «mêr» auch «camêr» genutzt wird. Ich habe mir diese Realität mehr­mals bestätigten lassen. Ausgehend davon wird der Mann in der ältesten kurdischen Sprache nicht als «zilam» sondern «camêrd» oder «camêr» bezeichnet. Das heißt, in der neolithischen Kultur wurde ein Mann als «camêrd» bezeichnet. Die Realität des «zilam» ist also außerhalb dieser Kultur mit der Entwicklung der patriarchalen Kultur entstanden. Ich habe immer mehr verstanden, dass es für die männliche Realität wichtig ist, zwischen «camêr» und «zilam» zu unterscheiden. Es begann für mich verständlicher zu werden, warum der Vordenker Apo bezüglich der Persönlichkeit des Mannes immer auf den tapferen Mann verwies.

Bei der näheren Auseinandersetzung mit dem Begriff «camêrd-camêr» habe ich bemerkt, dass das «ca» in vielen Orten Kurdistans für die Mut­ter steht. So wie «Ca», «camin», «ciymin» usw. «Ca-ci» bedeutet gleichzeitig auch Boden/Ort. Ich habe gesehen, dass die Begriffe Bo­den/Ort (ca-ci) und Mutter (ca-ci) dieselben Worte sind. Im Kurdischen wird die Frau und das Leben, der Berg, das Dorf, der Boden, das Feuer und die Sonne mit denselben Begriffen ausgedrückt. Dass die Frau, die Leben schafft, so verstanden und bezeichnet wird, ist natürlich. Ich habe davon ausgehend gesehen, dass die Wurzel und der Inhalt des Wortes «camêrd-camêr» von der Mutter stammt. Großzügigkeit, Tapfer­keit und Mut sind als von der Mutter stammenden Werte zu einer Be­zeichnung für die Eigenschaften der in der neolithischen Kultur leben­den Bauer- und Hirten-Männer geworden.

So hat sich in dem Begriff «camêrd-camêr» nochmals die Tatsache be­wiesen, dass der Mann nur definiert werden kann, wenn die von der Ji­neolojî bewiesene Beziehung zwischen der Frau und dem Leben, die Vorreiterinnen-Rolle der Frau, im Leben richtig definiert wird. Es ist die Rede von einer Definition des Mannes gemäß den Lebensmaßstäben der Frau. Ich wollte diese wichtige Realität der «camêrd-camêr» Männ­lichkeit mit Euch teilen. So kommt Tapferkeit auch von derselben Wur­zel. Wenn die natürliche Gesellschaft thematisiert wird, ist es wichtig, auch diese Seite zu betonen. Der Gebetsausruf «Ya Star» (an die Göt­tin), der nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern verwendet wird, ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Mann auf Basis der Ver­bundenheit zur Kultur der Göttinnen gelebt hat. Deshalb müssen wir gut verstehen, warum Abdullah Öcalan beim Mann immer wieder die Cha­rakteristika der Tapferkeit betont. Diesbezüglich ist der Satz wichtig: „Frauen sollten ihre Maßstäbe für Tapferkeit klären und diese bei Män­nern suchen.“ Wenn der Vorsitzende von seinem Onkel Süleyman er­zählt und sagt, dass er Tapferkeit und die kurdische Seele ausstrahlte, dann gibt uns dies wichtige Anhaltspunkte. Im Wesentlichen ist der On­kel Süleyman ein Überbleibsel des tapferen «camêr-Mannes», welcher der neolithischen Kultur entsprechend heutzutage lebt.

Auch der Satz des Vorsitzenden „Ich habe beim Thema Frauen eine tap­fere Haltung eingenommen“, ist bedeutsam. In der Legende von De­wreşe Ewdi repräsentiert Dewreş den «Helden-camêr-Mann». Der muti­ge Mann ist die Gesamtheit der männlichen Persönlichkeit, der von der Muttergöttinnenkultur geprägt ist. Ihm ist die Lebenskraft der Frau be­wusst, er weiß mit der von ihr geschaffenen Lebenskraft das Leben richtig zu leben. Kurz gesagt, müsste in den Bildungen über die Frauen­geschichte neben der Persönlichkeit von «zilam» auch die mutig-tapfere männliche Persönlichkeit «camêrd-camêr» hervorgehoben werden.

Es ist die Rede von einer männlichen Persönlichkeit, welche der Vorrei­terrolle der Frau im gesellschaftlichen Leben vertraut und daran glaubt, dass er nur mit der Leben schaffenden Kraft der Frau auch selbst exi­stieren kann. Dieser Mann ist ein Hirte oder bäuerlicher Mann; er ist ab­seits von Herrschaft. Er ist «camêr», «camêrd» oder ein mutiger Mann. Diese männliche Persönlichkeit hat Großzügigkeit und Mut als Haupt­charakter. Das sind sowieso die Eigenschaften der Mutter-Frau. Es ist eine Definition von Männlichkeit, die sich an den Besonderheiten wie Mut und Großzügigkeit der Mutter misst. Hier ist die Frau als gesell­schaftliche Vorreitende bzw. Weise entscheidend und der Mann ist die­ser Realität entsprechend sozialisiert. Diese Seite wird nun als „un­kenntlicher“ [schwacher] Mann bezeichnet. Die Frau ist Avantgarde, der Mann hingegen ist ein Mann, der entsprechend dieser Avantgarde lebt. Der wahre Mann kommt so zum Ausdruck. Die «zilam-zivilisier­te» männliche Persönlichkeit ist eine übertriebene, hegemoniale, die Frau verleugnende und vernichtende, betrügerische und sich von der Mutter und der Erde abwendende Männlichkeit. Deshalb sagt man im Kurdischen zum echten Mann «mirxas» oder «camêr». In dieser Hin­sicht ist die kurdische gesellschaftliche Realität voll von Begriffen, die zeigen, dass die mutige männliche Persönlichkeit nichts mit der verän­derten «zilam», «mêr» Persönlichkeit zu tun hat. Wenn wir in den Vor­trägen zur Frauengeschichte die Transformation des Mannes stark ent­wickeln wollen, müssen wir diesen Punkt betonen. Der Begriff «camêr» ist ein Schlüsselbegriff. Hier lassen sich «camêr» und «gameş» unter­scheiden. «Gameş» ist «Gilgameş» und bedeutet großer, alter Mann. Wenn die Vorträge zur Frauengeschichte auf dieser Grundlage gehalten werden, dann entsteht vor allem bei den männlichen Freunden ein Ver­antwortungsgefühl für die neolithische Kultur. Es ist wichtig, die Suche nach dem freien Mann und die Verinnerlichung der neolithischen Kultur zu verbinden. Es zeigt sich, dass der Weg zur freien männlichen Persön­lichkeit über diese Realität führt und ein großer Nährboden entsteht. Aus der wahren männlichen Persönlichkeit, die die mutige «camêr» Persönlichkeit zum Ausdruck bringt, können wir die klassische Männ­lichkeit als eine falsche, betrügerische und hohle Männlichkeit besser verstehen. Und das ist ein konkretes und klares Beispiel für die Grund­lage der Jineolojî, dass ohne die Definition der Frau der Mann nicht de­finiert werden kann.

Ich konnte mehrmals selbst sehen, was für positive Effekte es hatte, wenn bei den Seminaren zur Frauengeschichte der Mann in der natürli­chen Gesellschaft mit seiner mutigen und «camêr-camêrd» Realität her­vorgehoben wurde. Das führte zu großem Interesse bei den männlichen Freunden. Ausserdem wird viel besser erkannt, dass die klassische Männlichkeit als ein Ergebnis der patriarchalen Zivilisationskultur ent­worfen und konstruiert wurde und der Mann auch Sklave des Systems ist. Während einige Freunde sogar sagten, „der Begriff des freien Man­nes hört sich gut an“, war es auch wichtig, dass einige ihr Unbehagen über das klassische Mann-sein zum Ausdruck brachten. Es gibt viele Details zu dieser Frage, aber so viel zu sagen, sollte reichen. Auch ist es wichtig, die Bedeutung der Weisheit für die männliche Persönlichkeit zu betonen. Der Vordenker Apo berichtete, dass sein Vater, weil er eine weise Persönlichkeit war, nicht den Anspruch hatte, ein herrschender Mann zu sein. Auch bei der Figur Prometheus stehen Weisheit und Vor­aussicht im Vordergrund. Bei der mutigen Männlichkeit und der gesell­schaftlichen Realität ist seine Verbundenheit zur Weisheit der Mutter-Frau ein zentraler Maßstab.

Bei den Figuren Dionysos, Prometheus, Apollon, Hektor und Krischna, Zarathustra, Mani, Jesus, Mazdek, Babek sowie dem Vordenker Apo tritt, obwohl sie Männer sind, ihre Verbundenheit zur Frauenkultur und neolithischen Kultur hervor, die es gilt zu recherchieren. Sie haben es allesamt geschafft, gute Söhne der Muttergöttinnen zu werden. Hier liegt das Geheimnis dieser Angelegenheit.

Revolutionäre Männer- und Frauenpersönlichkeiten

Wenn wir von der Geschichte der Frau sprechen, müssen wir im Ansatz und in der Methode auch behandeln und spüren lassen, dass es sich auch um die Geschichte von der Neuschaffung des Mannes handelt. In unserer Geschichte ist die Entstehung der freien Frau auch der Beginn der Entstehung des freien Mannes. Hierbei können auch viele Freunde aus unserer Widerstandsgeschichte aufgegriffen werden. Vor allem die Herangehensweise von Heval Agit (Mahsum Korkmaz) an Frauen ist ein Beispiel. Seine große Persönlichkeit als erfolgreicher Kommandant beruht bei Agit auf seiner richtigen Annäherung an Frauen. Die Praxis von Heval Agit in Botan (Region in Nordkurdistan), seine Beziehung zu und seine Zusammenarbeit mit den Freundinnen in seiner Einheit, hat viele Realitäten hervorgebracht. Es ist richtig, Heval Agit auf diese Wei­se hervorzuheben. Wenn wir in unserem gegenwärtigen Widerstand davon sprechen, wie erstickend die klassischen Ansätze der Komman­dantur sind, dann hängt das damit zusammen, dass die klassischen männlichen Maßstäbe nicht überwunden werden konnten. Nur die männliche Persönlichkeit, die für die Überwindung der klassischen Maßstäbe kämpft und Respekt vor der Lebens- und Kampfeskraft der Frauen hat, kann im Krieg eine Linie des Erfolgs gewährleisten. Dass Heval Agit von Abdullah Öcalan als «Agitê Şêrîn» (Süßer Agit) be­zeichnet wurde und ihm in Liedern so gedacht wird, hängt damit zu­sammen, dass er sich von klassischen männlichen Maßstäben entfernt hatte. In den Vorträgen zur Frauengeschichte denke ich, dass es aus die­sen Gründen sehr wichtig ist, die Persönlichkeit und Praxis von Agit zu thematisieren. Auch die Weisheit von Heval Mazlum (Mazlum Doğan) ist ein Beispiel. Er hat sich der Frau bewusst, mit Wissen, Schönheit und Moral angenähert. Heval Mazlum war es, der Heval Agit mit der Bewegung in Kontakt gebracht hatte. Der gefallene Freund Şehîd Sari Ibrahim, der in der Einheit von Agit kämpfte, hatte ebenfalls eine be­scheidene Persönlichkeit. In seinen Erinnerungen gab er den ersten Er­fahrungen der Frauenkämpferinnen Platz. Er sollte als eine gerechte und tapfere Männerpersönlichkeit erwähnt werden, welche die Arbeit und Mühen der Frauen respektierte.

Es gibt viele männliche Freunde, die als Beispiele in der Frauenge­schichte behandelt werden können. Wenn die Verbundenheit zur Frau­enfreiheitslinie als grundlegender ideologischer Maßstab für die Män­ner erklärt wird, entsteht eine positive Grundlage. Hierfür ist der Freund Fikri Baygeldi eine historische Persönlichkeit, die bei den Bildungen für die Freunde immer betont werden sollte. Denn er hat als Mann bei­spielhaft die Frauenbefreiungsideologie verteidigt und war der Avant­garde der Frauen verbunden.

Auch die gemeinsame Leitungspraxis von Şehîd Besê Anuş und Şehîd Zeynel (Celal Barak) in Dersim 1994 ist ein Beispiel. Hier wurde der Geschlechterkampf auf ideologische Weise geführt und die Freundin Besê konnte beim Freund Zeynel wichtige Veränderungen bewirken. Wie ein richtiger Geschlechterkampf das Kampfpotenzial in einer Regi­on steigern kann, lässt sich in der Persönlichkeit von Besê erkennen. Es ist wichtig, Besê Anuş zu thematisieren als eine Frauenpersönlichkeit, die die Freunde Zeynel und Ayhan transformierte. Die Größe des Freun­des Zeynel zeigt sich hingegen in seinem Respekt für die Kom­mandantin Besê Anuş, die das Leben und den Krieg anführte. Es gibt viele solcher Beispiele. Wichtig ist es, dieses Erbe sichtbar zu machen. Das Beispiel Fikri Baygeldi zeigt, dass die Frauenbefreiungsideologie nicht nur eine auf das Geschlecht begrenzte Ideologie ist, sondern auf die Befreiung der Gesellschaft abzielt. Wenn wir also Vorträge zur Frau­enbefreiung halten, müssen wir die Transformation des Mannes in den Vordergrund rücken und die gesellschaftliche Ebene betonen. Denn das ist der Erfolg des Widerstandes der freien Frauen. Wenn wir doch nur den gemeinsamen Kampf von Agit, Hawa, Ayşe und Azîme wäh­rend des Krieges in Botan [in den 1980er Jahren] oder die Praxis von Besê und Zeynel in Dersim [in den 1990er Jahren] in einem Roman ver­schriftlichen könnten…

Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, das Erbe der Frauenrealität in der Gesellschaft Kurdistans in der Vergangenheit und Gegenwart zu thema­tisieren. Es liegen uns wichtige Fakten vor, die mit grosser Sorgfalt die Hinterlassenschaften der neolithischen Kultur darlegen können. Es ist ein Aufgabenbereich der Jineolojî, die Welt und unsere gesellschaftliche Realität auf diese Weise zu betrachten und kontinuierlich die Welt der Frau, ihre soziale Rolle und Mentalität sichtbar zu machen. Diesbezüg­lich müssen die Realitäten der Stämme, Konfessionen, Glaubensrich­tungen, in den Bergen und Städten verglichen und die Frauenkultur sichtbar gemacht werden. Wenn wir Persönlichkeitsanalysen machen, führt es zu größeren Erfolgen für die Persönlichkeits- und Bewusst­seinsentwicklung, wenn die Frauen- und Männerrealität der jeweiligen Gesellschaftsstruktur mit einbezogen wird. Ausserdem ist es wichtig, die Realitäten des Mannes als Jäger, Händler und Liebhaber mit einan­der in Bezug zu setzen und zu behandeln. Es ist wichtig, Vergewalti­gungskultur und Faschismus als eine Realität der Männerherrschafts­mentalität zu definieren.

In den letzten Jahren habe ich mich zudem mit der Realität der freien Frau in den Bergen, mit der Kämpferin und ihrer Geschichte, auseinan­dergesetzt. Hierbei habe ich einige wichtige Erkenntnisse gemacht. Ich habe gesehen, dass mutige, kämpfende Frauen nicht nur in Kurdistan, sondern überall, wo es starke neolithische Kultureinflüsse gab, präsent waren. Von Anatolien, der arabischen Welt bis nach Europa, wurde diese Epoche stark gelebt. Es war wichtig zu sehen, dass in der Mythologie Anatoliens Artemis als Göttin der Verteidigung mit ihrem Pfeil und Bo­gen genauso bekannt war wie Apollon. Artemis steht in Kontinuität der hurritischen Kultur und ist als Beschützerin der jungen Frauen und Bo­genschützin bekannt. Dass die Pfeile von Artemis aus Gold waren, zeigt, dass sie die neolithische Kultur repräsentiert und verteidigt. Sie und Apollon sind Zwillinge. Artemis hat bei mir das grösste Interesse ge­weckt. Apollos Pfeile sind ebenfalls silberfarben. Bekanntlich wurden Kupfer, Silber und Gold in der Technik und Technologie des Neolithi­kums verwendet.

Auf der anderen Seite werden der Kriegsgott Ares und die Göttin Athe­na, die als Göttin von Athen bekannt ist und von Zeus erschaffene wur­de, in der griechischen Mythologie durch Bronze- und Eisenpfeilen symbolisiert. Mit anderen Worten, sie verteidigen die Zivilisationskultur und repräsentieren Krieg, Zerstörung und Plünderung. Diese Mytholo­gien veranschaulichen die Unterscheidung zwischen der Kultur des Kampfes als Tapferkeit und Hingabe, sowie jener des Krieges für Zer­störung und Plünderung. Andererseits sind die Amazonenkämpferinnen mit Artemis verbunden. Es gibt sogar Erzählungen, die besagen, dass sie ihre Glaubensschwestern waren. Sie zeigen auf, wie weitverbreitet und wichtig die Existenz von Frauen als Kämpferinnen war.

Im Anatolien des 13. Jahrhunderts gab es unter der Bezeichnung „Bacılar“ (Schwestern) eine Frauenorganisierung, die neben ökonomi­schen Aktivitäten auch als Kämpferinnen ihre Städte verteidigten. Ge­gen die brutalen Angriffe der Mongolen haben sie die Städte verteidigt. Die Amazonen und kämpfenden Schwestern werden als gute Reiterin­nen und geschickt mit Pfeil und Bogen umgehende Kämpferinnen be­wertet. In Anatolien sind die Bacılar-Schwestern als turkmenische Frau­en bekannt. Auch in der arabischen Welt wird über Frauen geschrieben, die als gute Pferde- und Kamelreiterinnen in Kriegen kämpften. In der islamischen Zeit setzte sich diese Kultur unter den Frauen fort, die der Tradition von Ahl al-Bayt angehörten. Frauen nahmen als Kriegerinnen am Krieg gegen die Tyrannei von Muawiya3 teil. Fatma, Ayşe und Zey­nep sind einige dieser Frauen.

Ein anderer Punkt ist die Frage, warum bei der Entstehung des Kapita­lismus unter dem Deckmantel der Hexenverfolgung Frauen als Vorreite­rin der Gesellschaft vernichtet wurden. Hier ist es wichtig zu sehen, wie der Kapitalismus die Ökonomie der Frau und die Weisheit der Frau zer­schlagen hat. Die Hexenverfolgung wurde für den Aufstieg des Kapita­lismus durchgeführt und ist ein Genozid an Frauen gewesen.

Wenn wir den Begriff der Tapferkeit untersuchen, müssen wir auch die Konventionen der Brüderlichkeit zwischen Männern untersuchen. Diese gehen zurück bis ins Neolithikum. Was ist das Ziel der Kirvelik4? Vor allem in der kurdischen Gesellschaft (insbesondere bei den Aleviten) dauert diese Tradition an. Diese Tradition geht auf die neolithische Kul­tur zurück. Sie spielte eine soziale Rolle dabei, die verrohte Männlich­keit neu zu bilden und Brüderlichkeit zu entwickeln. Doch das Be­schneidungsritual im Judentum ist die Verwandlung in eine patriarchale Institution, was auch in der Thora offenbart wird. Es stellt eine degene­rierte Form der Kirvelik-Institution dar. Während in der neolithischen Gesellschaft die Biologie und die Geschlechtsorgane der Frauen als le­benserschaffende Wirklichkeit geheiligt wurden, wird in monotheisti­schen Religionen mit der Beschneidung der Männer ein Vertrag, eine ehrende Kennzeichnung zwischen Gott, dem Propheten Abraham und den Söhnen besiegelt. Hierbei ist es das Ziel, den Körper und die Ge­schlechtsorgane der Männer als göttlich zu preisen. Um die herrschende männliche Kultur zu institutionalisieren, hoben die monotheistischen Religionen die Beschneidung der Männer als ein wichtiges Thema her­vor.

Den Verwandtschaftsverhältnissen in der kurdischen Gesellschaft wie Kirvelik-Musahiplik5 ähnlich, gab es eine Organisierung der Achiyya ab dem 13. Jahrhundert in Anatolien6. Achiyya bedeutet mutiger und tapfe­rer Mann. Diese Organisierung beinhaltete zudem auch einen Bruder­schaftsvertrag zwischen Männern, die einem Patenschaftsvertrag gleicht. Seine kommunale Seite steht im Vordergrund.

Zudem ist es zur Aufdeckung der Frauenkultur wichtig, Beispiele kom­munaler wirtschaftlicher Aktivitäten in der Geschichte und Gegenwart zu untersuchen. Hierzu können die Qibale bei den Kurden, die Ahilik bei den Turkmenen, die Kibbuz in Israel und die Zünfte in Europa re­cherchiert werden.

Zudem könnten in unseren Jineolojî-Zentren Bilder von gefallenen Freundinnen und Freunden, Bilder und Videos von unserer Geschichte zusammengestellt werden, die bei den Seminaren zur Frauengeschichte gezeigt werden, damit unsere jungen FreundInnen sich die Geschichte besser veranschaulichen können. Das ist mein Vorschlag.

Auch wenn es sehr viele Details gibt, wollte ich mit Euch die meines Erachtens wichtigsten Punkte in groben Zügen teilen.

Bei meinen Notizen zum Konzept für die Seminare zum gesellschaftli­chen Sexismus und zur Frauengeschichte habe ich die fehlenden Ab­schnitte mit eingebaut. Wenn diese benötigt werden, kann ich sie euch zuschicken.

Ich wünsche Euch viel Erfolg bei Euren Arbeiten.

Mit revolutionären Grüßen und Respekt

26. März 2016 / Cîlo

Hêlîn Murat

 

1 Fatma (Kesire Yıldırım) schloss sich während ihres Studiums in Ankara der ideologischen Gruppe an, aus der später die PKK entstand. Ihre Familie hatte u.a. bei der Niederschlagung des Aufstandes in Dersim 1938 mit dem türki­schen Staat kollaboriert. 1978 waren sie und Sakine Cansız als einzige Frauen am Gründungskongress der PKK beteiligt. Im gleichen Jahr heiratete sie Abdul­lah Öcalan. Seine politische und persönliche Beziehung zu Fatma veranlasste Abdullah Öcalan dazu, seine Gesellschafts- und Persönlichkeitsanalysen bzgl. der Situation von Frau und Familie in Kurdistan, Kemalismus und Klassenver­hältnisse zu vertiefen. Nachdem Fatma u.a. beim 3. Parteikongress aufgrund ih­rer aristokratisch dominanten Haltung kritisiert worden war, verliess sie 1987 die PKK.

2 Sprache der HurriterInnen, die im neolithischen Zeitalter Mesopotamien besiedelten und als Vorfahren der KurdInnen gelten.

3 Von 661–680 n.u.Z. erster Kalif der arabischen Umayyaden-Dynastie. Er führte viele Eroberungsfeldzüge durch.

4 Spirituelle Verwandtschaft; später über das Beschneidungsritual ähnlich institutionalisiert wie Patenonkel/-tanten im Christentum.

5 Patenschaft-Weggefährtengemeinschaft.

6 Zunftartige Vereinigung, bzw. Bruderschaft junger und unverheirateter Männer in Anatolien im 13. und 14. Jahrhundert.

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