Der Kurdische Frauenbefreiungskampf

Das Paradigma der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wurde von linken und sozialistischen Strömungen beeinflusst. Sie versucht sich neu zu organisieren und neu zu entwickeln, um ihr Streben nach sozialer Freiheit realisieren zu können. Seit ihrer Gründung wurde der Frauenbefreiungskampf als unabdingbar gesehen. Die Überzeugung, dass die Freiheit der Frau das wichtigste Kriterium für die kollektive Freiheit ist, ist zentral für die Konzepte und Strukturen der PKK. Aus dieser Überzeugung heraus kämpfte Sakine Cansiz (die zusammen mit Fidan Doğan and Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 in Paris ermordet wurde) für die selbstständige Organisierung von Frauen.

Auf ihrem dritten Kongress unternahm die PKK die ersten Schritte für eine autonome Organisierung der Frauen. Der Kern der Frauenbefreiungsbewegung Kurdistans festigte sich mit der Analyse des eigenen Selbst. Die Analysen, die auf der individuellen Ebene ausgeführt wurden, eröffneten wichtige Informationen über den Einfluss der gesellschaftlichen Realität auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Die Analyse Öcalans, „Was wir hier im Individuum analysieren, analysieren wir gleichzeitig in der Gesellschaft; wenn wir den Moment analysieren, analysieren wir gleichzeitig auch die Geschichte“, die er auf dem dritten Kongress der PKK äußerte, kann als wichtiger Beitrag zu den Analysen und der Konzeptualisierung der sozialen Veränderung gesehen werden.

Der erste Schritt der Veränderung des Freiheitskampfes, der damit begann Individuen in eine vereinte Kraft zu wandeln, war die Gründung der Union Patriotischer Frauen Kurdistans (Yekitiya Jinên Welatparezên Kurdistan, YJWK) im Jahre 1987. Diese Organisation untersuchte die Konstruktion der Frau und der Familie in ihrem geschichtlichen Kontext und stieß erste Diskussionen über die Probleme von Frauenorganisierung an. Die YJWK stellte die Perspektive der Befreiung der Frau neben die Befreiung der Nation und der Klasse in den Vordergrund. In diesem Prozess wurden die ersten theoretischen Ausarbeitungen zur patriarchalen Ausbeutung der Frau gemacht. Mit Öcalans Buch „Frauen und die Familienfrage in Kurdistan“ wurden diese Analysen in die Sozialstruktur miteinbezogen.

Die YJWK war die erste Frauenorganisation Kurdistans mit einem revolutionären und libertären Charakter, sie spielte eine ausschlaggebende Rolle in der Organisierung und leistete wichtige Arbeiten in der Periode von 1987 bis 1993. Die Verdienste, die Frauen in dieser Zeit geleistet haben und die Veränderungen, die sie durch ihren Freiheitskampf in dieser Zeit angestoßen haben resultierten in einem einzigartigen Set an Ansichten und einem theoretischen Rahmen von Frauenbefreiung innerhalb der PKK. Als theoretischer Rahmen, der mit Denkmustern in der Gesellschaft brach, fand er auch schnell Entsprechung in der Praxis. Weitere fundamentale soziale Veränderungen fanden in der PKK statt, als 1993 die Frauenarmee gegründet wurde.

Die Stärkung des eigenen Willens und der eigenen Kraft, die durch den bewaffneten Kampf und die Weiterführung und Weiterentwicklung der YJWK erlangt wurde, wirkte sich auch organisatorisch aus. Die Frauenarmee spielte eine wichtige Rolle dabei kurdischen Frauen vielfältigere Erfahrungen zu ermöglichen und daraus neues Wissen zu erlangen. Es eröffnete einen Raum für Frauen aus dem Teufelskreis der kapitalistischen Moderne und des Patriarchats zu entkommen. Die Grundlage für die massenhafte Teilnahme von Frauen in den bewaffneten Einheiten der PKK waren die Entscheidungen von Frauen, sich von jeglichen hegemonialen Beziehungsgeflechten loszulösen.

Die Frauen, die gegen alle Angriffe der kapitalistischen Moderne kämpfen wollten, machten viele tiefgreifende Erfahrungen, als sie in den Bergen die Waffen in die Hand nahmen um für die Befreiung Kurdistans zu kämpfen. Die kurdischen Frauen kämpften an der vordersten Front der Guerilla gegen den Nationalstaat und gleichzeitig gegen den dominanten Mann. Die Widersprüche innerhalb der Guerilla zeigten, dass die Allianz von Patriarchat, Kapitalismus und Staat durch alle sozialen Ritzen gedrungen ist; daher reicht es nicht aus das System nur durch einen Klassenkampf oder einen nationalen Befreiungskampf zu überwinden. Es wurde klar, dass es für die Frauenbefreiung eine grundlegende Analyse des Systems braucht, die bis zu seinem Kern vordringt. Gleichzeitig wurde die Notwendigkeit für alternative und autonome organisatorische Strukturen für Frauen offensichtlich. Der Kampf der Frauen gegen alle möglichen Strukturen der Marginalisierung und der Diskriminierung forderten die sozialen Strukturen, die auf der Basis von Herrschaft errichtet worden waren, außerhalb und innerhalb der Bewegung heraus. In diesem Prozess, der als „Geschlechterkampf“ innerhalb der Reihen der Guerilla bezeichnet wurde, lernten Frauen wie sie sich gegen direkte Attacken und die Auswirkungen männlicher Dominanz verteidigen können. Am wichtigsten war die Erkenntnis, dass die Freiheit der Frau keine Sache war, die nach der Lösung der Kurdischen Frage behandelt werden konnte. Die Notwendigkeit des permanenten Kampfes gegen den dominanten Mann wurde zu einer täglichen Realität in der Organisierung der kurdischen Frauen.

Frauen, die nach Freiheit streben, strömen in die vorderen Reihen der Guerilla, weil die Organisationsweise der PKK genau diesem Bedürfnis nach Freiheit entspricht. In diesem Zusammenhang kann auch die Entwicklung gesehen werden, dass Frauen aus den Städten flohen, in denen sie der kapitalistischen Moderne besonders stark ausgesetzt waren. Es gab in dieser Zeit auch eine beachtlichen Zunahme von politischem Aktivismus und der Suche nach Freiheit. Durch die Erfahrungen aus der Frauenarmee und ihren Aktionen konnte sich der Frauenbefreiungskampf weiterentwickeln.

Die Gründung der Union der Freiheit der Frauen Kurdistans (Yekitiya Azadiye Jinên Kurdistan, YAJK) am 8. März 1995 war ein weiterer wichtiger Schritt für den Zusammenhang von Freiheit und Organisierung. Die Gründung der YAJK spielte eine wichtige Rolle in der Politisierung und Selbstorganisierung der Frauen, denn mit ihr wurde die autonome Organisierung von Frauen in allen Bereichen des Kampfes eingeführt. Sie weitete sich in organisatorischer Hinsicht von den Bergen in die Städte aus. Die Frauenarmee führte dazu, dass Frauen eine eigene Form der Willensstärke und innerhalb des Kampfes eine eigene Kraft entwickelten. Die Widerstand leistenden Frauen eines kolonialisierten Volkes erfuhren auf eine gesellschaftliche Art und Weise wie sie ihre Willensstärke zum Vorschein bringen konnten, indem sie sich organisierten.

Die Organisierung und die Taten der YAJK bildeten die Grundlage für Abdullah Öcalans Theorie „die dominante Männlichkeit töten“. Der ausbeutende, hegemoniale und Macht-besessene Charakter des Mannes wurde in Frage gestellt und es wurde festgelegt, dass sich auch Männer von patriarchalen Wesenszügen befreien müssen. Dafür wurde die „Theorie der Loslösung“ entwickelt. Mit der Theorie der Loslösung sollte das Thema Befreiung sowohl für die Frau als auch für den Mann sichtbar gemacht und beide Geschlechter ihrer Realität bewusst werden. Dieses Konzept trug dazu bei, dass sich Frauen ihrer eigenen Kraft bewusst wurden und durch ihre Lebenserfahrung gestärkt wurden.

Die Frauenbefreiungsideologie, die 1998 erklärt wurde und bis zum heutigen Tag gültig ist, wurde als Theorie zur Diskussion gestellt. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass diese Diskussion nicht nur im Kreis einer elitären Gruppe geführt wurde. Alle Männer und Frauen innerhalb der PKK wurden in diesen Diskussionsprozess miteinbezogen.

Die Frauenbefreiungsideologie beinhaltet welatparêzî (was so viel wie ‚Patriotismus‘ bedeutet – doch der patriarchale und nationalistische Unterton dieses Wortes passt nicht zur Bedeutung im Kurdischen, wo ‚welatparêzî‘ wortwörtlich die ’Verteidigung des Landes‘ bedeutet), das freie Denken und den freien Willen, die Organisierung, das Bewusstsein des Kampfes und das Prinzip der Ästhetik. Diese Prinzipien erschufen eine neue Grundlage für das Leben der ältesten Kolonie – der Frauen.

Zusammenfassung der Konzepte der Frauenbefreiungsideologie

Die Grundprinzipien der Frauenbefreiungsideologie sind welatparêzî; Leben auf Basis des freien Denkens und freien Willens; Selbstorganisierung; Entschlossenheit zum Kampf und Ästhetik. Diese Prinzipien werden im Folgenden weiter beschrieben.

Das Prinzip welatparêzî wird als das Prinzip gesehen, das die Frauenideologie mit dem Land, der Produktion und der Kultur verbindet. Gegen Nationalismus und Kolonialisierung wird die Liebe für das eigene Land in den Vordergrund gestellt. Mit diesem Verständnis gelang es den Menschen das Gefüge ihrer Gesellschaften und ihre materiellen, spirituellen und historischen Werte zu erlernen, zu entwickeln und zu verteidigen. Es ist ein Resultat davon, dass Frauen mit ihrem freien Willen und ihrer freien Meinung an der Gesellschaft teilnehmen konnten. Es wurde klar, dass die Entwicklung der intellektuellen Kraft der Frau nicht nur auf der Ebene der Sexualität angegangen werden konnte. So konnten Frauen beide Kämpfe, den für ihre Emanzipation und den für ihre nationale Befreiung, hinterfragen und weiterentwickeln.

Das Prinzip der Teilnahme am Leben auf der Grundlage freien Denkens und freien Willens wurde entwickelt, um die patriarchale Kontrolle über die Gedanken der Frauen zu beenden. Eine Frau, die von ihrem eigenen Willen entfremdet wurde, kann keine ausschlaggebende Rolle bei der Überwindung der patriarchalen Gesellschaft spielen. Ein eigener Wille ist abhängig von Wissen und somit muss eine Frau zunächst Wissen über das eigene Selbst und ein Selbstbewusstsein erlangen. In diesem Zusammenhang gibt es eine starke Verbindung von Wissen und einem eigenen Willen.

Das Prinzip der Organisierung ist eine grundsätzliche Notwendigkeit für die Überlebensfähigkeit eines jeden Gedankens und für die Realisierung von Visionen. Ohne sie kann keine Vision zur Realität werden. Der Vorsitzende des kurdischen Volkes Abdullah Öcalan sagte: „Ohne Organisierung ist das Individuum machtlos. Die ersten Formen der Organisierung begannen mit Frauen. Frauen sind diejenigen, die der Organisierung zur Erlangung von Stärke fundamentale Aufmerksamkeit einräumen sollten.“ Dadurch regte der kurdische Vorsitzende die Organisierung in allen Bereichen der Gesellschaft an. Er fügt hinzu: „Frauen, die sich auf die Gnade des Mannes verlassen, sind dazu prädestiniert zu verlieren.“

Das Prinzip des Kampfes ist auch ein Kernbereich der Frauenbefreiungsideologie. Frauen müssen gegen das patriarchale System ankämpfen, um Wissen ansammeln und einen eigenen Willen herausbilden zu können und so zu einer starken Kraft zu werden. Öcalan betont, dass „aufgrund eines Mangels an Kämpfen die Identität der Frauen auf vier Wände begrenzt wurde“. Er hält fest, dass Frauen eine ideologische, politische, organisatorische und kulturelle Widerständigkeit aufbauen müssen. Zusammengefasst also: Frauen müssen auf allen Ebenen in allen Bereichen der Gesellschaft kämpfen.

Das Prinzip der Ethik und Ästhetik wird auch als tragende Säule für das freie Leben gesehen. Es wurde Wert darauf gelegt auch im Krieg als Guerilla und in der Politik die Aspekte der Ethik und der Ästhetik weiterzuführen. So wurde festgestellt, dass nur auf diese Weise Frauen befreit und die Gesellschaft verändert werden konnte. Schönheit geht über das Verständnis hinaus attraktiv für Männer zu sein. Schönheit soll vielmehr mit Freiheit, kulturellen und ethischen Werten gleichgesetzt werden. Diesem Prinzip haucht Öcalans berühmtes Zitat Leben ein: „Wer kämpft wird frei, wer frei ist, wird schön und wer schön ist, wird geliebt.“

Die erste Frauenpartei, die Arbeiterinnenpartei Kurdistans (PJKK), wurde am 8. März 1999 gegründet um die Frauenbefreiungsideologie stärker in die Praxis umzusetzen. Die Gründung dieser ersten Frauenpartei war ein wichtiger Schritt zur Erlangung einer neuen Betrachtungsweise, um das patriarchale System der Zivilisation mit all seinen Formen und Methoden herauszufordern.

Die Organisierung der Frauen in ihrer eigenen Partei fand kurz nach dem internationalen Komplott gegen den kurdischen Vorsitzenden Abdullah Öcalan statt, das zu seiner bis heute anhaltenden Isolationshaft auf der Gefängnisinsel Imrali führte. Öcalan, der die ‚Gründung einer Frauenpartei‘ als eine seiner unvollendeten Arbeiten bezeichnete, sah in der Gründung dieser Partei einen Weg zur Sicherung der ersehnten Entwicklung der theoretischen und programmatischen Perspektiven der Bewegung. Die Organisierung der Frauenpartei erweiterte die Formen und Inhalte des Frauenbefreiungskampfes permanent und wirkte auf den Stand von Bewusstsein, Fortschritt und Aufklärung in der Gesellschaft ein. So erweiterte die PJKK den Umfang ihrer Organisierung und ihres Kampfes. Vor diesem Hintergrund wurde der Name der Partei auf dem dritten Kongress der Frauenbefreiungsbewegung im Jahre 2000 in „Die Partei der freien Frau“ (PJA) geändert. Die PJA wurde mit der Entscheidung gegründet, eine universelle Verantwortung übernehmen zu wollen und die Erfahrungen kurdischer Frauen und Frauen unterschiedlicher Nationen mit einzubeziehen. In Kurdistan machte die PJA bedeutsame Fortschritte in der Organisierung von Frauen und im Finden von Antworten auf die Frage „In welcher Art von Gesellschaft sollten Frauen leben?“. Im Jahre 2002 bereitete die PJA eine Vorlage für einen Gesellschaftsvertrag von Frauen vor und präsentierte diesen anderen Frauen und Frauenorganisationen. Die Vorlage wurde bei verschiedenen Aktivitäten und auf Konferenzen auf die Agenda gesetzt um so die Zusammenarbeit und den Dialog mit Frauen aus aller Welt zu stärken. In diesem Zusammenhang nahm die PJA auch an Diskussionen über eine Weltfrauenverfassung teil. Zudem baute die PJA Beziehungen und Netzwerke mit verschiedenen Frauenorganisationen auf, die in den Bereichen der Menschenrechte, des Friedens und der Demokratie aktiv waren, sowie mit revolutionären Frauenorganisationen.

Das Organisationsmodell der kurdischen Frauenbewegung

Mit der Kritik an der Moderne und an der marxistisch-leninistischen Organisationsstruktur sowie ihrer Entschlossenheit eine demokratische, ökologische und geschlechterbefreite Gesellschaft aufzubauen, kam die Neustrukturierung der kurdischen Frauenbewegung ab 2004 auf die Agenda. Die neuen Strukturen setzten sich aus der Partei der Befreiung der Frauen Kurdistans PAJK (Partîya Azadîya Jin a Kurdistan) im ideologischen Bereich, der Union der freien Frauen YJA (Yekitiyên Jinên Azad) im Bereich der sozialen und politischen Organisierung, den Einheiten der freien Frauen ‚Star‘ YJA Star (Yeknîyên Jinên Azad Star) im Bereich der legitimen Selbstverteidigung sowie dem Komitee der jungen Frauen im Bereich der Organisation junger Frauen zusammen. Als antimilitaristische Verteidigungseinheit hat die YJA-Star eine Verteidigungskraft gegen jegliche Angriffe auf Frauen und Angriffe auf die Entwicklung der freien Gesellschaft aufgebaut.

Die PAJK wurde als ideologische Partei gegründet um den Frauenkampf in allen Bereichen der kurdischen Freiheitsbewegung zu sichern und weiterzuentwickeln. In Kurdistan, wo eine Renaissance der Frauen stattfand, war es jedoch notwendig flexiblere und flächendeckendere, konföderale Frauenorganisationen aufzubauen. Um die Entwicklung einer Frauenkonföderation voranzubringen wurde der Hohe Rat der Frauen KJB (Koma Jinên Bilind) im Jahre 2005 als eine konföderale Dachorganisation gegründet, unter der Frauen und Frauenorganisationen aus allen Teilen Kurdistans sowie aus der Diaspora organisiert sind. Ebenso übernahm die Jugendbewegung (Komalên Ciwan) die Verantwortung eine autonome Organisierung junger Frauen in ihren Reihen aufzubauen. Damit zeigte die Jugendbewegung, welch große Bedeutung sie der Organisierung der Jungen Frauen für den Aufbau einer freien Gesellschaft beimaß. Der Kampf für den Aufbau einer freien Identität junger Frauen wurde innerhalb der Strukturen des Hohen Rats der Frauen KJB ausgetragen.

Im Jahre 2014 wurde der KJB in ’Gemeinschaft der Frauen Kurdistans‘ (KJK) umbenannt. Mit der Gründung von Frauen-Kommunen und Frauen-Räten auf Graswurzel-Ebene beschäftigt sich die KJK mit allen Themen, die mit den organisatorischen, politischen, sozialen Aktivitäten und mit der Selbstverteidigung von Frauen zu tun haben. Die KJK ist ein System, das die Visionen und Antworten der Frauenkämpfe in allen vier Teilen Kurdistans zusammenbringt. Die KJK hat sich zum Ziel gesetzt Frauen zu stärken, um sie so zu Vorreiterinnen einer Bewegung zu machen, die eine demokratische, ökologische und geschlechterbefreite Gesellschaft aufbauen will. Sie bemüht sich darum Frauen dazu zu befähigen das patriarchale System zu brechen, indem sie sich selbst stärken und sich eine eigene freie Identität in allen Lebenslagen aneignen.

Die Freiheitsbewegung der Frauen Kurdistans hat sich in einem evolutionären Prozess kontinuierlich weiterentwickelt, in dem sie verschiedene organisatorische Strukturen annahm. Jeder Schritt war mit dem Ziel verbunden eine Alternative und eine fortschrittlichere Lebensform für Frauen und für die gesamte Gesellschaft zu entwickeln.

Wir können keineswegs behaupten die systematischen Herausforderungen, die das patriarchale System an Frauen stellt, gemeistert zu haben. Daher müssen wir uns weiter organisieren. Wir akzeptieren keine Passivität oder Inaktivität. Wir treten das Erbe der Theorien und Ideologien des Feminismus an und wir sehen es als unsere Aufgabe diese weiterzuentwickeln.

Durch Arbeiten wie dem Manifest der freien Frau und dem Gesellschaftsvertrag hat die Freiheitsbewegung an sich erhebliche Fortschritte gemacht. Diese theoretischen und praktischen Schritte wurden alle mit dem Blick auf die Emanzipation der Frau gegangen. Da die Emanzipation der Frauen nicht nur auf materielle Gewinne für Frauen, sondern auch auf ideologische Veränderungen bezogen ist, haben sich hier Theorie und Praxis gegenseitig gestärkt. In Folge dessen entwickelte sich das Bedürfnis einen mehr intellektuell und wissenschaftlich organisierten Ansatz zu wählen, um das Patriarchat zu überwinden. Dafür wurde die Jineolojî entwickelt. Sie bezieht die 40 jährigen praktischen Erfahrungen der kurdischen Frauenfreiheitsbewegung in die Entwicklung von neuem Wissen und neuer Theorie mit ein. Sie wird einen entscheidenden Beitrag zur Geschichte der Befreiung der Frauen leisten. Sie wird ideologische Grundlagen schaffen für die Bildung eines Systems, das sich auf Frauen konzentriert.

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