Der Kampf der zwei Linien in Syrien: Entweder «Jin Jiyan Azadi» oder «Patriarchale Staatsgewalt»
Analyse der Jineolojî Akademie
– EINE ANALYSE –
Die Frauenfeindlichkeit der Türkei und ihrer Banden sind Ausdruck eines Krieges zwischen zwei Linien, der derzeit in Syrien stattfindet. Abdullah Öcalan, der Repräsentant der kurdischen Bevölkerung, prognostizierte für das 21. Jahrhundert: «Entweder Sozialismus oder Barbarei». Heute können wir diese Feststellung interpretieren als: „Entweder Jin, Jiyan, Azadî oder männliche Staatsgewalt».
In den Szenarien über den Verlauf des dritten Weltkriegs im Nahen Osten haben die Hegemonialmächte ab dem 27. November einen neuen Plan in Syrien in die Tat umgesetzt. Nach Informationen aus lokalen Quellen wurden die Banden, die seit den Sommermonaten in Ausbildungslagern in Idlib und Reyhanlı gebracht worden waren, mit der neuen Version von „train and equip“ ausgebildet und in Syrien wieder ins Feld geführt. Diese Entwicklungen, die sich in den letzten Tagen zum Ende des Jahres 2024 hin in schwindelerregendem Tempo vollzogen haben, scheinen ein Vorbote für das Jahr 2025 zu sein. Zweifelsohne hat jede der Hegemonialmächte in diesem neuen Plan einen eigenen Plan. Wie sieht es angesichts dessen mit den Kräften aus, die die Völker, die Frauen, die Kultur, die Natur und die Zukunft in Syrien und sogar im Nahen Osten schützen werden? Wir werden später auf diese Frage zurückkommen, aber werfen wir jetzt einen Blick auf die Fantasie der Herrscher, die versuchen, nicht nur das Land, sondern auch unsere Gehirne und Herzen zu besetzen.
Wessen Krieg ist das?
Wer berät diese Männerarmee, die wir Frauen, die wir in dieser Geografie leben, sehr gut kennen? Wer führt sie in den Krieg? Und was wollen sie? Der syrische Bürgerkrieg von 2011 wird nun als Beginn des Dritten Weltkrieges bezeichnet, in dem patriarchalische Hegemonialstaaten hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg versuchen, den Mittleren Osten neu aufzuteilen. Mit den Stellvertreterkriegen, in denen paramilitärische Kräfte zum Einsatz kamen, haben sich auch die Dimensionen der Konflikte und die Formen der Kriegsführung verändert.
Als sie besiegt wurden, wechselten sie ihre Namen und Uniformen
Seit Beginn des Krieges haben die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die vom IS, der von den imperialistischen Staaten aufgebaut wurde, begangen wurden, vor den Augen der ganzen Welt stattgefunden. Nach der Niederlage des Al-Qaida-Ablegers al-Nusra und später von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) und dem ISIS gegenüber den Frauen- und Volksverteidigungseinheiten YPJ/YPG suchten die Überreste von ISIS und HTS Zuflucht bei ihrem Partner, der Türkei. Sie schlossen sich mit Bandengruppen mit derselben Mentalität zusammen. Als sie besiegt wurden, wechselten sie ihre Namen und Uniformen. Die von der Türkei geführte «Freie Syrische Armee» (FSA), die später als «Syrische Nationalarmee» (SNA) bekannt wurde und von den Hegemonialmächten ausgebildet, ausgerüstet und eingesetzt wurde, umfasst etwa drei verschiedene dieser Bandengruppen.
Der Krieg wird über Frauenkörper ausgetragen
Diese dschihadistischen Banden haben in jedem Gebiet, in das sie eingedrungen sind, die Körper von Frauen besetzt. Es ist unmöglich, Statistiken über Verbrechen gegen Frauen in Ländern, in denen der Krieg noch andauert, zu erheben oder bekannt zu geben. Die Verbrechen, die sowohl der syrische Staat als auch diese Banden an Frauen begangen haben, sind schrecklich. In einem Bericht, der 2018 von den Vereinten Nationen veröffentlicht wurde, wurde bekannt, dass Tausende von Frauen und Mädchen im anhaltenden Bürgerkrieg Syriens vergewaltigt wurden. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte dokumentierte bis März 2018 den Tod von 353.900 Menschen, davon 106.000 Zivilisten. In dieser Zahl sind die 56.900 Menschen, die vermisst werden und schätzungsweise tot sind, nicht enthalten. Die Organisation schätzt, dass der Tod von 100.000 Menschen nicht dokumentiert wurde und dass 40 % der Getöteten Frauen und Kinder sind. Die Hälfte der Syrer, die zu Flüchtlingen geworden sind, sind Frauen. Es ist bekannt, dass geflüchtete Frauen in der Türkei, im Libanon und in Jordanien zur Prostitution gezwungen und für Geld als Ehefrauen verkauft werden.
Sie brachten den Tod, Frauen das Leben
In jeder Stadt, jedem Dorf und jeder Ortschaft, in die sie eindrangen, hinterließen diese Banden enthauptete Menschen. Sie sahen Frauen als Beute an, vergewaltigten sie, zerstörten die Natur und plünderten Häuser. Niemand stellte sich ihnen entgegen. Nur die Kurden, sie waren die einzige Kraft, die sich ihnen in den Weg stellte und ihnen Einhalt gebart.
Daraus wuchs der Widerstand aller Bevölkerungsgruppen und Frauen gegen diese Banden. Gespeist von der intellektuellen und aktiven Kraft des demokratischen, ökologischen und frauenbefreienden Paradigmas des Vordenkers Abdullah Öcalan, der 40-jährigen Widerstandskultur der PKK und dem 30-jährigen Kampf der Frauenbefreiungsbewegung, waren die Kurden bereit, sich diesen Kräften entgegenzustellen. Gleichzeitig verkündeten sie mit ihren Errungenschaften, die sie an allen Fronten erkämpft hatten, dass der Nahe Osten diesen dunklen Mächten nicht hilflos ausgeliefert ist.
Während diese Banden und ihre Auftragsgeber jedem Ort, den sie erreichten, Tod und Gemetzel brachten, brachte die Frauenbefreiungsbewegung jedem Ort, den sie erreichte, Leben und Freiheit. Die Lebensphilosophie, die als Rojava-Revolution bekannt wurde und eigentlich noch viel mehr als Rojava-Frauenrevolution bezeichnet werden sollte, entwickelte sich Schritt für Schritt. Von der gleichberechtigten Repräsentation bis zum Ko-Vorsitz von Frauen und Männern, von der Selbstverteidigung bis zur Beteiligung an der autonomen Selbstverwaltung ist sie auf der ganzen Welt zu einem inspirierenden Modell für Frauen geworden.
Im syrischen Bürgerkrieg haben die Menschen aus Rojava sich weder für ausländische Mächte noch das antidemokratische syrische Regime entschieden. Sie entschieden sich für den dritten Weg, auf der Grundlage des Paradigmas der «demokratischen Autonomie» und «demokratischen Nation», das durch den Vordenker Abdullah Öcalan entwickelt worden war. In diesem Rahmen realisierten sie 2012 die Rojava-Revolution. Schritt für Schritt vertrieben sie das syrische Regime aus ihren Städten und riefen selbstverwaltete Kantone aus. Sie schufen ein System der Selbstverteidigung und Selbstverwaltung. Am 4. April 2013 verkündeten die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) ihre Gründung innerhalb dieses Prozesses.
Die Revolution in Rojava hat sich als alternatives Modell im Mittleren Osten entwickelt. Rojava ist zu einem Beispiel für das Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen mit dem Bewusstsein der gleichberechtigten Repräsentation und Selbstverteidigung auf der Linie des Widerstands geworden. Wie mit einem Schmetterlingseffekt wurde Rojava zu einem Hoffnungsträger vieler Bevölkerungsgruppen und Frauen auf der ganzen Welt. Der freiheitsliebende Schmetterling, der in Rojava fliegen lernte, ermöglichte, dass der Schrei nach Freiheit allgemeine Gültigkeit erlangte. Mit der magischen Formel „Jin, Jiyan, Azadî!“ in Rojhilat (Ostkurdistan), wurde er zum Slogan des 21. Jahrhunderts.
Diese Botschaft fand ihre Verwirklichung in der Linie der Frauenbefreiung und signalisierte, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauen sein wird. Von Indonesien bis Indien, von Kenia über Katalonien bis Abya Yala (Lateinamerika) wurde diese Losung als eine Methode des Kampfes gegen den Kolonialismus bekannt.
Bandenexporte gegen das Modell von Rojava
Das Modell in Rojava wurde im Mittleren Osten zu einer Linie. Diese Linie befindet sich in Konfrontation mit der sexistischen, nationalistischen und religiösen Ideologie der kapitalistischen Moderne. Der türkische Staat trat aus eigenem Antrieb heraus als Repräsentant dieser Ideologie hervor. Er aktivierte im In- und Ausland Banden, um frauenfeindliche, politisch-islamistische und rassistisch-faschistische Praktiken auf dem Boden Syriens umzusetzen. Der Export dieser Banden beschränkt sich nicht auf Syrien, sondern erstreckt sich auch nach Libyen, Sudan und Somalia. In vielen Teilen der Welt gehen die Bestrebungen weiter, ihre menschenfeindliche und frauenfeindliche Politik zu globalisieren.
Wir beleuchten dieses Thema nicht weiter, aber wer neugierig ist, kann recherchieren, wo sich die vom türkischen Staat finanzierten Banden in Afrika befinden und welche Verbrechen sie gegen die Bevölkerung begehen. Es ist bekannt, dass einer der größten Financiers und Unterstützer des syrischen Bürgerkriegs der türkische Staat ist. Die daraus resultierenden Öl- und Wirtschaftsbeziehungen zu dschihadistischen ideologischen Banden wurden aufgedeckt und sind auch in den Dokumenten vieler internationaler Organisationen enthalten.
Al-Nusra, die von der YPJ besiegt wurde, kehrt unter dem Namen HTS zurück
Im Zuge der Ereignisse, die mit der Besetzung von Aleppo begannen, wurde HTS bekannt. Sie werden von vielen westlichen Staaten als „moderater“ Kandidat für die syrische Regierung angepriesen. Jedoch ist HTS nur der aktuelle Name für einen Zusammenschluss von al-Nusra und al-Qaida Gruppierungen. Die Angriffe dieser dschihadistischen Organisation, die von Serekaniye aus gegen Rojava begannen, wurden von den Selbstverteidigungskräften, einschließlich der YPJ, zurückgeschlagen. Als der aufkommende IS mit Hilfe imperialistischer Staaten und regionaler Hegemonialmächte nach Syrien vordrang und im Oktober 2014 versuchte Kobanê einzunehmen, beteiligten sich die YPJ als führende organisierte Selbstverteidigungskraft an der Verteidigung von Kobanê. Mit Tausenden von Frauen kämpften die YPJ als Selbstverteidigungstruppen in Minbic, Tabqa, Raqqa und Deir ez-Zor gegen den IS und spielten eine aktive Rolle bei der Befreiung dieser Städte.
In Afrin wurde die Frauenbefreiungslinie ins Visier genommen
Am 20. Januar 2018 griff der türkische Staat mit Billigung der Hegemonialmächte den Kanton Afrin von Rojava an. Die Zusammenarbeit des türkischen Staates mit den paramilitärischen, in Syrien kämpfenden Kräften, wurde durch die Invasion in Afrin entlarvt. Fast 25 dschihadistische Gruppen, darunter viele IS-Mitglieder, beteiligten sich diesmal unter dem Namen der Freien Syrischen Armee an dem Angriffskrieg. Die ganze Welt beobachtete diesen brutalen staatlichen Angriff auf eine kleine Stadt, die am 18. März vom türkischen Staat zusammen mit dschihadistischen Gruppen besetzt wurde.
Wie überall wurden die Frauen als erste von den Besatzern ins Visier genommen. Die türkischen Medien und seine angegliederten Banden verbreiteten die Folterszenen, die am Leichnam der YPJ-Kämpferin Barîn Kobanê verübt wurden. Hierdurch wurde deutlich, wie groß die Wut und der Hass des türkischen Staates und seiner angegliederten Banden gegen Frauen ist. In Afrin wurden Dutzende junge Frauen entführt und vergewaltigt. Die genaue Zahl ist unbekannt. Jeden Tag werden weitere Feminizide in der besetzten Stadt verübt.
Die Menschenrechtsorganisation Efrin stellte fest, dass 30 % der Übergriffe in der Stadt Frauen und Mädchen betrafen, wobei die Mehrheit der Opfer minderjährig waren. Dem Bericht zufolge wurden 500 Frauen auf unterschiedliche Weise ermordet, 60 Frauen waren sexuellen Übergriffen ausgesetzt. In dem Bericht wird ersichtlich, dass das Schicksal Tausender Frauen, die von der sogenannten «Militärpolizei» des türkischen Staates entführt wurden, unbekannt ist. Nur einige der entführten Frauen wurden gegen Lösegeld freigelassen. Nach der Besatzung Afrins verließen 500.000 Menschen, die Hälfte davon Frauen, die Stadt. Denn ihnen waren die frauenfeindlichen Praktiken der Banden bekannt. Sie organisierten ihr Leben von Neuem in Flüchtlingslagern in der Region von Shehba-Til Rifat.
Insbesondere Mitglieder der Sultan-Murat-Bande verübten in Afrin weiterhin viele brutale Verbrechen gegen kurdische Frauen, welche auch in internationalen Menschenrechtsberichten dokumentiert wurden. In Afrin, dessen demografische Zusammensetzung durch die Invasion gewaltsam verändert wurde, wurden Tausende von Frauen vergewaltigt. Frauen wurde verboten, ohne die Erlaubnis ihrer Männer das Haus zu verlassen. Die Zahl von gewalttätigen Übergriffen der Banden steigt Tag für Tag.
Die Mörder von Hevrîn Xelef befinden sich in Aleppo
Am 9. Oktober 2019 starteten der türkische Staat und mit dem IS verbundene Banden, darunter die Syrische Nationalarmee (SNA), Besatzungsangriffe auf die Städte Serêkaniyê und Girê Spî in Rojava. Erinnern wir uns an einige der Kriegsverbrechen, die der türkische Staat und mit ihm verbündete Banden an Hunderten von Frauen begangen haben. Wieder waren Frauen das erste Ziel der Besatzer.
Am 12. Oktober wurde die Ko-Vorsitzende der Syrischen Zukunftspartei, Hevrîn Xelef, auf der Autobahn M4 aus ihrem Auto gezerrt und getötet. Die dschihadistischen Banden veröffentlichten und verbreiteten ihre Verbrechen über digitale Medien. Auch UN-Berichte besagen, dass Hevrîn Xelef von der Ahrar Sharkiye-Bande getötet wurde. Diese Bande, die mit dem türkischen Staat verbunden ist, ist heute am Krieg und der Besatzung von Aleppo beteiligt.
Am 26. Oktober wurde per Kamera gefilmt, wie der leblose Körper der YPJ-Kämpferin Amara Renas von dschihadistischen Gruppen, die mit dem türkischen Staat verbunden sind, gefoltert wurde. Die Gruppen, die die Folter aufzeichneten, teilten diese über ihre digitalen Medien. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation der Region Cizrê wurden viele Frauen aus den Dörfern von Girê Spî entführt. Es wurde auch bekannt, dass Frauen in der Stadt gezwungen werden, schwarze Verschleierung zu tragen. In Serekaniyê, wo vor der Besatzung Menschen verschiedener Bevölkerungs- und Glaubensgruppen friedlich zusammenlebten, wurden nach Berichten von Menschenrechtsorganisationen zwischen 2019 und 2022, 5 tschetschenische, 50 arabische und 120 kurdische Frauen von den Banden des türkischen Besatzungsstaates entführt.
Diejenigen, die mit dem Wolf essen und mit dem Hirten weinen
Die Kräfte in Syrien, die Handel mit Menschenleben betreiben, veröffentlichen von Zeit zu Zeit angeblich im Namen von Menschenrechten die Bilanzen des von ihnen verursachten Krieges. Sogar diese Berichte, die von denselben Kräften mit einer Heuchelei gemäß dem alten Sprichwort «Mit dem Wolf das Lamm essen und mit dem Hirten weinen» veröffentlicht werden, machen deutlich, wie diese Geographie in eine Hölle verwandelt wurde. Paulo Seregio Pinheiro, der Vorsitzende der UN-Untersuchungskommission zu Syrien, räumte 2023 in einem Interview ein, dass der türkische Staat und die mit ihm verbündeten Banden überwiegend von Kurden bewohnte Regionen ins Visier nehmen: «In Afrin, Ras al-Ayn (Serêkaniyê) und Umgebung hat, die von der Türkei unterstützte Syrische Nationalarmee (SNA) Verbrechen begangen, die unter die Kategorie der Kriegsverbrechen fallen, wie Geiselnahme, grausame Behandlung, Folter und Vergewaltigungen. Viele Menschen wurden infolge von Luft- und Bodenangriffen getötet. In den kurdischen Gebieten gehen die Plünderungen, die Beschlagnahmung von Häusern und die Migration von Menschen unvermindert weiter. Alle Gemeinschaften und bestehende Kulturen werden hier angegriffen. UNESCO-Weltkulturerbestätten wurden geplündert und von Bulldozern niedergewalzt.“
In dieser Region können sie nicht so leicht alles tun, was ihnen beliebt
Es sollte klar gesagt werden, dass die chronologischen statistischen Daten, die wir oben genannt haben, die Spitze des Eisbergs sind, um aufzuzeigen, wer heute in Syrien gegen wen kämpft. Trotz aller Angriffe der Besatzer, Vertreibungen, demografischen Veränderungen, Vergewaltigungen, Morde, der Entführung und Gefangennahme von Frauen, hat die Revolution von Rojava überlebt. Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens hat bewiesen, dass die Dreifaltigkeit von Mann-Staat-Gewalt im Mittleren Osten kein unveränderliches Schicksal ist. Als Teil dieser Widerstandslinie hat der Kampf, der in den Bergen Kurdistans weitergeht, natürlich eine sehr große Bedeutung für die Verteidigungslinie der Frauen und Bevölkerung. Der türkische Staat und die hinter ihm stehenden Kräfte mussten wieder einmal erkennen, dass sie in dieser Region, insbesondere in Kurdistan, nicht so leicht alles tun können, was sie wollen.
Der 7. Oktober und die Legitimation der Gewalt
Momentan sind alle faschistischen patriarchalen Staatskräfte in der ganzen Welt dabei, einen neuen Spaltungskrieg mit der grenzenlosen Gewalt der herrschenden männlichen Mentalität zu führen. Der türkische Staat, der Hüter der Hegemonie im Mittleren Osten, versucht erneut, diese Geografie mit einem Teufelskreis der Gewalt zu kontrollieren. Tatsächlich wurde die Lunte dieses Prozesses am 7. Oktober 2023 mit dem Krieg zwischen der Hamas und Israel gezündet. Die hemmungslose Gewalt, die die Menschenwürde mit Füßen tritt, wurde nun weiter legitimiert. Kurz gesagt, die Herrscher haben in gegenseitiger stillschweigender Unterstützung einen geheimen Kompromiss geschlossen, der besagt: „Was immer ihr den Völkern und Frauen antut, ihr werdet damit durchkommen“. Ein weiterer Aspekt dieses Kompromisses ist die Verherrlichung von Männlichkeit. Mit den Stellvertreterkriegen, die von den Kräften des Systems sowohl direkt als auch über Bandenorganisationen geführt werden, und mit einem Verständnis von Gewalt, das keinerlei Regeln kennt, wird versucht, eine unmenschliche, von allen Werten entleerte Männlichkeit zu verherrlichen.
Die Frauen kennen das „neu gefärbte Image“ der Banden
Es ist notwendig, das wahre Gesicht des Krieges zu verstehen, der am 26. November gegen Aleppo begann, mit der Besetzung von Hama und Homs weiterging und zum Sturz des Assad Regimes in Damaskus führte. Die hegemonialen Mächte haben HTS und SNA neu belebt, indem sie ihnen ein neues Image verliehen haben. Sie wollen die Region der Rojava-Revolution, die mit den Kämpfen und Anstrengungen von Frauen aufgeblüht ist, ersticken und in eine Hölle verwandeln. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: «In Kriegen wird zuerst die Wahrheit ermordet».
Heute, inmitten des Staubs und der Apokalypse findet ein Wettlauf um die Eroberung von Land auf Landkarten statt. Mit Zeigestöcken in der Hand werden Orte auf Bildschirmen markiert und Anweisungen gegeben, sie einzunehmen. Die Situation von Millionen von Menschen, die Situation der Frauen, die an diesen Orten leben, interessiert niemanden. Demgegenüber ist der dominante männliche Verstand gleichgültig. Dieser giert allein nach dem Land, das es zu erobern gilt, nach der Beute, die es zu ergreifen gilt. Dies ist die älteste Tradition und Krankheit der Männerherrschaft. Dieses Bild ist uns seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vertraut. Nun erscheint es von Neuem als Wiederbelebung von kriegerischen Männerhorden, deren Bärte ein wenig mehr gestutzt wurden. Doch egal, wie viel Imagearbeit geleistet wird, insbesondere Frauen dieser Region kennen aus eigener Erfahrung die Frauenfeindlichkeit in der Mentalität dieser Männerhorden, auch wenn sie sich in einem neu gefärbten Image präsentierten.
Vergangenheit und Zukunft prallen in der Gegenwart aufeinander
Bei der politischen Analyse des Dritten Weltkriegs in Syrien und weltweit zeigt sich, dass es neben aktuellen, wirtschaftlichen und interessenbedingten Aspekten vor allem um den Widerspruch zwischen zwei unterschiedlichen Lebensphilosophien geht. Die herrschenden Kräfte versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, hin zur Situation im Jahr 2011. Es wird so getan, als gebe es keine alternative Kraft, als gebe es keine Autonome Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien, keine Demokratischen Kräfte Syriens und keine YPJ, die zugunsten der Menschen und Frauen vor Ort handeln können. All diese Organisationsmodelle stellen eine aktuelle Verkörperung des historischen Widerstands von Tausenden von Jahren dar. Das kollektive gesellschaftliche Gedächtnis der Vergangenheit und die Ziele für die Zukunft kollidieren in großem Ausmaß mit der «Gegenwart».
An diesem Ort prallte die vor Tausenden von Jahren entstandene Frauenkultur, die Kultur der Landwirtschaft von Tel Halaf auf die männliche Hirtenkultur von al-Ubeyt. Was heute in dieser Region geschieht, in der sowohl die egalitäre Gesellschaft als auch Sklavenhalterstaaten entstanden sind, kann sich mit einem klaren Geschichtsverständnis in positiver Weise zukünftig weiterentwickeln.
«Entweder Barbarei oder Sozialismus»
Der Repräsentant der Kurdischen Bevölkerung, Abdullah Öcalan, stellte fest: „Im 21. Jahrhundert wird entweder die Barbarei oder der Sozialismus siegen.“ Wir können dies auch in diesem Sinne verstehen: „Entweder wird sich Jin, Jiyan, Azadî (die Freiheit der Frau und des Lebens) durchsetzen oder die patriarchale Staatsgewalt.“ In Hegemonialkriegen geht es im Wesentlichen immer um Kapital und Macht auf der Grundlage der männlichen Herrschaftsmentalität. Gemäß dieser Mentalität stellen Geld und Macht das Hauptelement des menschlichen Bewusstseins, des Diskurses und aller Formen des menschlichen Willens dar. Gruppen außerhalb der Machtstrukturen, wie die Gesellschaften und Frauen, sind Objekte, die auf alle möglichen Arten ausgebeutet werden können. Die Vertreibung von Millionen von Menschen aus ihrer Heimat, die Zerstörung ihres Soziallebens und ihrer Kultur, ihrer Hoffnungen – all dies geschieht in bewusster Absicht. Individuen und Gemeinschaften, die ihres Glaubens, ihrer Hoffnung und Moral beraubt wurden, werden für alle Arten des Bösen empfänglich gemacht. Der gegenwärtige Krieg in Syrien zeigt uns, dass mit all den Tragödien, dem Spalten der Gesellschaft und dem Verlust ihres historischen Gedächtnisses versucht wird, all die Wut und Verzweiflung gegen die Menschen selbst zu wenden und die Zukunft der Gesellschaft zu vernichten.
In dem Bewusstsein, dass Geschichte immer von denen geschrieben wird, die Widerstand leisten, werden Anzeichen dafür deutlich, dass eine Freiheitsbewegung mit dem demokratischen, ökologischen Paradigma, das auf der Frauenbefreiung basiert, der Ausweg aus diesem Chaos sein wird.
Jineolojî Akademie
8. Dezember 2024